Nachgefragt bei Dirk Matura | Winehouse Krefeld
Wie bist Du zum Wein gekommen & was fasziniert Dich bis heute daran?
Zum Wein gekommen bin ich relativ früh, schon mit 16/17 Jahren. Und zwar durch meinen Papa, der auch schon immer eine große Weinleidenschaft hatte. Er hat mir das Thema ganz klassisch damals beigebracht, beispielsweise die Qualitätsstufen. Schon in der Zeit hab ich mich dann mit einem Freund immer getroffen und statt fürs Abi zu lernen, haben wir den Wein von meinem Vater ausgetrunken. Aber eben auch mit Interesse an den Weinen und Winzern. Wir haben damals dann die Etiketten der Weine abgemacht, in ein Fotoalbum geklebt und dazu geschrieben, wie der Wein schmeckt und riecht. Das ist sehr lustig das heute zu lesen, was man mit siebzehn runtergeschrieben hat. Und da war auch das ein oder andere Schätzchen dabei, wo mein Papa bestimmt traurig war, dass wir das ohne Fragen ausgetrunken haben. Das konnten wir damals nämlich noch nicht so wertschätzen.
Mit fünf Freunden, unter anderem auch meinem WineHouse-Partner Rainer, haben wir später ein „Weinclübchen“ gegründet. Das gibt es heute auch noch. Wir fahren einmal im Jahr in eine Weingegend und jeder von uns ist einmal im Jahr dran, einen Abend auszurichten und sich ein besonderes Thema auszusuchen. Irgendwann ist in dieser Runde auch die Idee entstanden, das WineHouse zu eröffnen.
Was fasziniert dich bis heute daran?
Eigentlich vor allem die Vielfalt. Es ist einfach unglaublich, was man alles probieren kann, wieviel kleine Winzer, wie viele unbekannte Weingüter es gibt. Wie viele Spitzenprodukte. Wie viel Neues. Jetzt gerade das Thema Naturwein und Piwis… Es geht immer weiter. Und es macht einfach Spaß, denn Wein verbindet Menschen. Bei uns Im WineHouse sind, etwa bei den Sortimentsproben, die wir regelmäßig mit Kunden durchführen, schon tolle Freundschaften entstanden.
Welcher Wein oder welches Weinerlebnis ist Dir prägend in Erinnerung geblieben? Warum?
Also sagen wir mal so: ich durfte schon sehr viele, sehr großartige Weine probieren. Wie vor einigen Wochen einen ´95 La Tour. Das ist natürlich etwas ganz Besonderes, aber ich muss auch sagen: für mich schwingt immer ein bisschen Enttäuschung mit, weil dieses „der ist so teuer, der ist so besonders“ schürt eine so große Erwartungshaltung, die kaum erfüllbar ist. Was mich fasziniert und mir in Erinnerung bleibt ist, wenn man junge Winzer kennenlernt, die für ein unfassbares Preis-Leistungs-Verhältnis einen unglaublich tollen Wein machen. Wenn ein Winzer 50, 100 oder 500 Euro für die Flasche bekommen kann, dann kann er natürlich ganz anders arbeiten, wie jemand der für seinen Wein weniger als zehn Euro bekommt. Da gibt es zum Beispiel Peth-Wetz und Julia Schittler aus Rheinhessen. Das sind Weingüter, die wir hier von Anfang an dabei haben. Die machen unglaubliche Weine zu einem unglaublich tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir sind angetreten mit der Aussage: „Bei uns gibt es keine bekannten Namen, nur junge Winzer, nur spannende Produkte, nur Neues!“. Das konnten wir nicht ganz durchhalten, da wir gemerkt haben, es gibt auch viele Menschen, die gerne mal große Namen oder Bekanntes trinken. Aber wir wollen trotzdem eine Plattform für junge Winzer sein.
Welcher Wein steht ganz oben auf Deiner Bucket List?
Ganz viele von ganz vielen neuen Winzer. Früher war das tatsächlich immer mal einen Petrus zu trinken, aber eigentlich nur wegen der Unerreichbarkeit. Die Flasche kostet mehrere Tausend Euro. Wie gut kann ein Wein sein? Insofern steht auf meiner Bucketlist inzwischen viel Reisen, viele Winzer kennenlernen und viele Weingüter finden, die nirgendwo auf dem Plan stehen.
Was trinkst Du gerne, wenn Du keinen Wein trinkst?
Im Sommer passt immer ein gutes kühles Bier. Deswegen haben wir in unserer Weinbar auch eine gute Bier-Auswahl. Ich finde es muss nicht immer Wein sein, vor allem nicht, wenn es so richtig heiß ist. Außerdem trinke ich gerne auch mal einen guten Whiskey, aber vor allem auch einen guten Rum. Das ist immer ein sehr unterschätztes Produkt mit einem gar nicht so guten Image. Dabei gibt es auch da ganz viele spannende Dinge.
Wo ist Dein liebster Urlaubsort und warum?
Den liebsten Urlaubsort habe ich gar nicht, deswegen würde ich sagen „die Welt“. Ich fahre am liebsten nirgendwo zweimal hin und bin sehr gerne mit dem Wohnmobil unterwegs. Das passt natürlich auch in die Weingegenden. Das ist sensationell. Da kannst du hinfahren, Probepakete mitnehmen und wenn das Tasting zu lange gedauert hat, vor dem Weingut parken und eine Runde schlafen. Ich finde einfach es gibt zu viel auf der Welt zu entdecken, als das ich sagen könnte es gibt einen Lieblingsort.
Wo findest Du die beste Entspannung als Gegenpol zum Job?
Familie und Kids. Da komme ich runter. Gerade wenn ich mit den Kindern spiele und sie mich fordern. Mein Sohn sagt immer als erstes „Papa, Handy weg!“ und dann entschleunigen die dich direkt. Das ist das, wo ich am meisten Entspannung finde.
Wen würdest Du gerne mal auf ein Glas Wein treffen? Warum?
Tatsächlich niemanden aus der Weinbranche, obwohl es einige interessante Größen gibt, die viel bewegt haben. Am liebsten würde ich den Dalai Lama auf ein Glas treffen, auch wenn er selbst keinen Alkohol trinkt. Er besitzt ein eigenes kleines Weingut in der Schweiz, in dem nur 1.000 Flaschen jährlich produziert werden. Seinen Wein würde ich sehr, sehr gerne probieren und mich dabei mit dieser unfassbar faszinierenden Persönlichkeit unterhalten.