Torsten General vom 51° EATBAR & WEINBAR im Interview  

Weil die Region es verdient.

Wie bist du zum Wein gekommen und was fasziniert dich bis heute daran? 

Zum Wein bin ich relativ unverhofft gekommen. Nach dem Abitur habe ich an der Universität Wuppertal angefangen, Wirtschaftswissenschaft zu studieren. Da ich mir das Studium selbst finanzieren musste, habe ich mir einen Nebenjob gesucht und bin dabei in der Weinhandlung „Orthmann Weine“ in Wuppertal gelandet, einem alten Familienbetrieb. Es wurde ein Fahrer gesucht, der die Weine in der Umgebung von Wuppertal bis Remscheid ausfährt. Das hat mir gut ins Konzept gepasst, da ich mir die Zeit frei einteilen konnte.

Torsten General vom 51° Eatbar & Weinbar

Der Seniorchef, Heinz Orthmann, hat mir zunehmend immer mehr über Wein erzählt. Zum Schluss stand ich dann als Weinberater in der Weinhandlung und habe Kunden beraten, da ich inzwischen nahezu alles über Wein wusste und selbst Wein trank. Ich musste mir dann die Frage stellen, ob ich weiter BWL studiere oder ob ich mich weiter dem Thema Wein widme. Da ich aber beides haben wollte, habe ich nach einem Studiengang gesucht und ihn an der Hochschule Heilbronn gefunden: Weinmarketing und Management (B.A.). In der Nacht habe ich noch die Bewerbung geschrieben. Bei bloß 20 Studenten im Studiengang habe ich mich ins Auto gesetzt und habe die Bewerbung persönlich abgegeben – und einen der Studienplätze im Jahr 2002 bekommen. Im Studium wurde ich noch mehr vom Thema Wein infiziert, unter anderem auch durch die zwei vorgeschriebenen Praxissemester. Das erste Praxissemester habe ich bei Mack & Schühle absolviert, das zweite bei der BASF-Kellerei in Ludwigshafen. Beide Semester haben mich sehr geprägt, so dass ich mir eine Zukunft ohne Wein gar nicht mehr vorstellen konnte. Mir schwebte ein eigener Weinhandel vor – bis ich im Studium Elvira und ihren elterlichen Betrieb kennengelernt habe. Im Studium hatte ich zudem immer coole Projekte, im Weinviertel in Österreich habe ich eine Gebietsvinothek, das Weinquartier Retz, gebaut. Der Winzerverbund aus circa 50 Winzern suchte jemanden, der junge, dynamische Ideen in ein Konzept umsetzt. Danach habe ich für anderthalb Jahre die Geschäftsführung übernommen, bevor es nach Wien weiterging, wo ich Elvira zum zweiten Mal traf und besser kennen und lieben lernte. Elvira belegte damals ein Auslandssemester „Internationales Weinmanagement“ an der Fachhochschule Burgenland – Campus Eisenstadt. 

 

Und was fasziniert dich bis heute daran?  

Das Thema Nummer eins natürlich: Wein. Verstand ist angetrunken, das heißt, man muss viel probiert haben auf der Welt, um das Thema überhaupt zu verstehen und auch Unterschiede darstellen zu können. Es ist eben ein sehr genussvolles Mittel. Aber was mich viel mehr gereizt hat, war das Paket rundherum, dass es neben dem Wein auch einen Wein Tourismus gibt und eine ganze Industrie, die aber sehr kleinteilig ist. Deutschland hat durchaus Nachholbedarf. So ein Charakter wie ich, der immer vorwärts will, hat durchaus Spaß daran, sich eine Weinregion vorzunehmen. Saale Unstrut steht hintendran auf der Agenda der noch zu besuchenden Weinbaugebiete in Deutschland. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Region nach vorne zu bringen – und das macht einen Heidenspaß. Das Thema ist bei mir gar nicht mehr wegzudenken, es ist einfach schön, einen Wein von Anfang an zu begleiten, von der Rebe über die Produktion bis auf die Flasche, diesen am Gast auszuschenken und mit passenden Speisen zu kombinieren. Für mich ist es das Gesamtpaket, was man mit ein alles erreichen kann. Deshalb sind wir hier auch so aktiv. 

 

Welcher Wein oder welches Weinerlebnis ist Dir prägend in Erinnerung geblieben? Warum?  

Ich würde behaupten das war eine Veranstaltung im Weinviertel beim Bio-Weingut Gruber aus Röschitz. Ein Betrieb mit Kindern, der mir allein schon deswegen imponiert hat, da jeder seine eigene Aufgabe hatte. Die Tochter Maria habe ich während ihres Auslandsemesters in Heilbronn kennengelernt. Auf dem heimischen Weingut hatte Maria eine Krimi-Wanderung durch die Weinberge mit über 100 Gästen organisiert. Ausgangspunkt war das Weingut, nach einem Gläschen Sekt wurden die Gäste in Gruppen aufgeteilt, um den eigens dafür geschriebenen Kriminalroman im Weinberg zu lösen. Es gab begleitende Speisen und am Ende einen gemütlichen Ausklang. Das war mein persönliches Schlüsselerlebnis, da ich festgestellt habe, dass Wein auf keinen Fall konservativ ist und Wein zu jeder Lebenslage passt. 

Da war mir klar, dass wir das Event adaptieren werden. Wir sind in einer ähnlich spannenden Region, unsere Weinberge liegen direkt vor der Tür, der Fluss fließt direkt am Haus entlang. 

Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass man Wein überall servieren kann – und wenn es auf Schlauchbooten ist. Mir wurde klar, was man alles rund um das Thema Wein inszenieren kann und wie man das Thema für ein Klientel, das Wein nicht nur anlassbezogen trinkt sondern sich dem Thema vielleicht auch auf eine andere Art und Weise nähern will, am besten näherbringt: über Events. 

Maria oder auch ihre Familie haben mir damals die Augen geöffnet, dass Wein eben nicht nur im Weinfachhandel stattfindet, sondern auch da, wo man ein Erlebnis rundherum stricken kann. Kurze Zeit später haben wir Maria angefragt, ob das für sie in Ordnung wäre, wenn wir das Event adaptieren. Das Event ist heute einer unserer wichtigsten Veranstaltungen im Sommer. 

Wir denken gerade darüber nach, ob wir das auch über mehrere Monate anbieten können. 

 

Welcher Wein steht ganz oben auf Deiner Bucket List?  

Ich hatte schon spannende Sachen auf dem Tisch, ob jetzt Mouton Rothschild oder Château Petrus. Was mir noch fehlt und mich interessieren würde, ist Vega Sicilia – ich hatte noch keine Gelegenheit, ihn zu probieren. Ich stehe auch oft genug vor dem Regal und überlege mir, ob ich € 200 investiere und mit wem ich den Wein trinken würde. Bisher habe ich mich immer dagegen entschieden und hoffe stattdessen auf die richtige Verkostung, auf der ich den Wein einmal probieren kann – oder ich finde einen guten Weinhandel, der ihn richtig gelagert hat. Dann würde ich aber auch eine Vertikale kaufen wollen, um diese in einem spannenden Kreis zu verkosten. 

 

Was trinkst du denn gerne, wenn du kein Wein trinkst? 

Bier – ich bin Westfale. Wenn ich etwas in der Wiege hatte, dann war es mit Sicherheit eine Flasche Bier und kein Wein. Ich bin gebürtig aus Soest, da gibt es im Sauerland viele kleine Brauereien. Das Beste an einer Weinprobe ist das Bier danach – der erfrischende Charakter nach einer Weinprobe holt mich immer wieder ab. 

 

Wo ist Dein liebster Urlaubsort und warum? 

Da gibt es ein paar. Für mich ist Südtirol ganz weit vorne. Ich bin jemand, der bei 24 Grad durchaus äußerst zufrieden ist. Ich mag Weinregionen, die kulinarisch gut aufgestellt sind und tolle Weine zu bieten haben. Südtirol ist für mich eine gelungene Kombination aus irrsinnig viel Landschaft, irrsinnig genialer Küche und guten Weinen. Und was mir am meisten imponiert ist die Servicelandschaft im Sinne von Mitarbeiter, Rekrutierung und Co – das ist für mich das Maß der Dinge. In noch keinem anderen Land habe ich das jemals so wahrgenommen, dass jeglicher Service am Tisch nahezu in Perfektion ist und vor allem echt und voller Motivation. Das gibt es nicht so zuhauf. Da können wir uns in Deutschland noch einiges abgucken. 

 

Wo findest Du die beste Entspannung als Gegenpol zum Job? 

Wenn ich draußen direkt am Fluss sitze. Ich suche aber gar nicht die Entspannung. Aber wenn ich sie suche, dann setze ich mich ans Ende unserer Wiese und schaue den Fluss runter und freue mich, dass es plätschert. Das entspannt ungemein. 

 

Wen würdest Du gerne mal auf ein Glas Wein treffen? Warum?  

Roman Niewodniczanski. Ich finde den Weg spannend, aus einer Bitburger Braudynastie in das Thema Wein einzutauchen und damit eine ganze Weinwelt bewegt. Das imponiert mir. Aber auch Charaktere wie Döllerer, der ähnlich agiert wie wir, über Weinverkauf, Hotel, Gastronomie, Sterne, Wirtshaus und Co. Ich bin eher jemand, der sich branchenähnliche Charaktere sucht. 

 

Vielen Dank für das nette Interview.