Matthias Gräfe von Gräfes Wein & Fein im Interview

Nachgefragt bei Matthias Gräfe | Gräfes Wein & Fein Radebeul

Wie bist Du zum Wein gekommen & was fasziniert Dich bis heute daran?

Ich bin in der Weinstadt Radebeul aufgewachsen. Als Kinder sind wir oft in die Weinberge gegangen und haben das natürlich eher als Material zum Naschen wahrgenommen. Das hat vielleicht so bissel den Reiz ausgelöst und ich habe mich dann im Rahmen der Möglichkeiten mit den verfügbaren Weinen zu DDR-Zeiten beschäftigt. Der richtige Auslöser kam tatsächlich 1990 mit der Praktikantentätigkeit bei Ernst-Ulrich Schassberger am Ebnisee mit einem sehr, sehr gut sortierten Weinkeller und die Weiterführung dieses Praktikums im Rheingau und dort sofort der Sechser mit Zusatzzahl: Schloss Vollrads, Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, der damals schon ganz großes Kino – Beispiel Harmonie von Speise und Wein – gespielt hat. Ab dann war’s dann ein Selbstläufer. Also tatsächlich die Wickelstube Schloss Vollrads!

Matthias Gräfe, Inhaber Gräfes Wein & Fein und Sylke Scholz

Welcher Wein oder welches Weinerlebnis ist Dir prägend in Erinnerung geblieben? Warum?

Ich nenne das Wow-Weine. Das eine war Acham-Magin, 2009 Forster Musenhang Scheurebe. Unglaublich fruchtig, brillant, ein extrem langer Nachhall. Und das andere war aus Österreich, aus dem Kamptal: Weingut Hirsch, Riesling Zöbing. Genau das Gegenstück dazu: mineralisch, knackig, ein klassischer Kamptal-Riesling. Und die Liste ließe sich ohne Ende fortsetzen! Also das sind so die Megadinger gewesen.

Welcher Wein steht ganz oben auf Deiner Bucket List?

Offen gestanden gibt’s das nicht. Ich habe keine Bucketlist. Ich habe weder große Burgunder oder Bordeaux oder edelsüße Sachen, die ich probieren muss. Also es gibt keinen Wein auf einer Bucketlist – sich treiben lassen zu können und probieren, was man probieren will. Das dockt schon von ganz alleine an. Es kommt, wie’s kommt.

Was trinkst Du gerne, wenn Du keinen Wein trinkst?

In der Tat verstehe ich die Frage nicht! Wir müssen aufhören, weniger Wein zu trinken… Ansonsten ist es ein Bier. Ich bin eher ein großer Freund vom Hellen als vom Pils. Ich weiß, das ist jetzt grad mega hipp, aber bei mir war es schon immer so. Ach ja, und Tomatensaft liebe ich. Am liebsten von Peter van Nahmen. Der ist gut!

Wo ist Dein liebster Urlaubsort und warum?

Also es gibt zwei schöne Sehnsuchtsorte. Das eine ist tatsächlich die Ostsee. Da bin ich weniger der Rügenfan, eher der Usedom-Fan. Und dann ist es Portugal. Ich konnte leider erst zweimal dort sein, deswegen ist das so ein Sehnsuchtsort. Da habe ich aber keine Region speziell…

Wo findest Du die beste Entspannung als Gegenpol zum Job?

Tatsächlich in unserem nicht gerade kleinen ländlichen Anwesen. Ich habe zum Beispiel dieses Jahr 30 Quadratmeter Hof gepflastert. Handwerkliche Tätigkeiten, kein Handy, keine E-Mail, keiner quatscht dich voll. Sowas gestalten, im Garten irgendwas machen – das ist meins. Ich bin nicht so der Sportfritze, halte es eher mit Churchill: No Sports!

Wen würdest Du gerne mal auf ein Glas Wein treffen? Warum?

Da habe ich eigentlich auch keine spezielle Person im Blick. Wenn man’s allgemein sagen würde: Diese alten Winzerpersönlichkeiten wie es zum Beispiel Matuschka war oder Fritz Allendorf oder wie es der Papa vom Karl-Heinz Wehrheim war – das sind Leute, die natürlich unglaublich viel zu erzählen haben. Erleben durfte ich das schon mehrfach mit Heinrich Wirsching, sehr spannend. Aber wenn man mal die Sommelier-Szene nimmt oder die Weinhändlerszene – das ist ja oft auch ein Mix. Zum Beispiel Hendrik Thoma würde ich gerne mal persönlich treffen und einfach mal losquatschen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns viel zu erzählen haben!